Wie eine Therapie abläuft


 

I. Eingangsphase  (Sprechstunde / Probatorik)

 

In der ersten Sitzung lernen wir uns kennen: Sie erläutern mir Ihr Anliegen und ich beschreibe die mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, Sie psychotherapeutisch zu unterstützen. Darüber hinaus besteht für Sie auch Gelegenheit, die "Chemie" zwischen uns zu prüfen. Sie sollten sich  wohl fühlen und verstanden wissen. Sie stellen alle Fragen, die Ihnen wichtig sind.

 

In den folgenden Stunden gehen wir einen Schritt weiter: Biographie, Analyse der konkreten Probleme im Einzelnen wie im Gesamtzusammenhang Ihres Lebenskontexts, ggf. eine klinische Diagnose, eine vorläufige Zielvereinbarung und mögliche Wege, diese zu erreichen, Ressourcenanalyse und eine prognostische Einschätzung von Veränderungswahrscheinlichkeit. Für manche Fragestellungen bietet sich zusätzlich eine testpsychologische Untersuchung an.

 

Im Laufe der Therapie werden diese Informationen zu einem sog. bio-psycho-sozialen Modell zusammengefasst, welches kontinuierlich ergänzt und an die Erkenntnisse des laufenden Prozesses angepasst wird.

 

Spätestens nach der 4. Stunde werden wir gemeinsam die Entscheidung treffen, ob 1. eine Therapie sinnvoll ist,  2. Sie diese bei mir durchführen und 3. ob ergänzende Maßnahmen hilfreich sein könnten.  Sollten sich anderes Setting (stationär in einer Klinik, Beratung etc.), eine andere Therapierichtung oder andere Kollegen (Spezialgebiet, anderes Geschlecht) als eine bessere Alternative für Sie darstellen, so wird ein Richtungswechsel in Erwägung gezogen.

Wenn wir zusammenarbeiten, werde ich bei Ihrer Kasse einen Antrag auf 12 / 24 / 60 oder max. 80 Stunden stellen.

 

II. Therapiephase

 

Wie gehen wir formal vor?

Nach der Eingangsphase werde ich bei gegebener Indikation und beidseitigem Einverständnis, bei Ihrer Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Die Kosten einer Psychotherapie werden von den gesetzlichen Kassen zu 100% übernommen. Bei privaten Versicherungen ist die Höhe der Kostenerstattung abhängig von Ihren individuellen Vertragsbedingungen.

 

Wie häufig und wo treffen wir uns?

Ist der Antrag bewilligt, steigen wir in den therapeutischen Prozess ein. In der Regel treffen wir uns einmal in der Woche. Die Therapiestunden finden meist in den Therapieräumen statt. Darüber hinaus  werden, je nach Bedarf, gerne auch einzelne Therapie-Einheiten "in´s  Feld" verlagert, dorthin, wo sich neue Erfahrungen zielführend einrichten lassen.

 

Wie wird der Prozess strukturiert und gestaltet?

Der therapeutische Prozess ist zu jedem Zeitpunkt transparent, es gibt keine "Psychospielchen". In manchen  Phasen gehen wir hoch strukturiert vor und dann wieder gibt es Phasen, in welchen wir uns bewusst auf die sich ergebende Dynamik einlassen und Erfahrungen sammeln (um sie dann wieder strukturierend einzuordnen und planend zu verarbeiten).

 

 

 

Bei alledem bin ich auf Ihre aktive Mithilfe angewiesen - wir sitzen gewissermaßen für eine kurze Strecke Ihres Lebens gemeinsam in einem Boot und es braucht unser beider Engagement und Kraft, um ihm den rechten Impuls zu geben.

 

Die Grundlage aller zum Einsatz gebrachten Techniken ist die sog. "therapeutische Beziehung", die sich im Laufe der Zeit ergibt. Häufig laufen innerhalb der therapeutischen Beziehung jene Muster ab, die auch außerhalb des Therapieraums walten und die Teil des Problems sein können; dies ist mal mehr und mal weniger explizit sichtbar. So kann es sein, dass sich im Mikrokosmos (Therapiesituation) der Makrokosmos (Ihre Erfahrungswelt) abbildet.  Ein entscheidender Unterschied liegt jedoch darin, dass Sie im therapeutischen Kontext eindeutige und klare Rückmeldung erhalten (z.B. darüber wie Sie wirken, was Sie in Anderen auslösen etc.), da die Kommunikation abseits sozial gängiger Konventionen und Friedhöflichkeiten (Schulz von Thun) verlaufen. Die Uhren ticken hier anders, es gelten andere Regeln. Dies hat den Vorteil, dass wir gemeinsam erforschen können, woher Ihre Verhaltensmuster stammen, weswegen Sie sie entwickelt haben, welche Funktion sie hatten und haben, weshalb sie Ihnen ggf. das Leben schwer machen und warum Sie sie nicht los werden.

 

Was geschieht zwischen den Therapiestunden?

Ein wichtiger Teil der Therapie findet zwischen den Stunden, also mitten in Ihrem Leben, statt, wo sie Erkenntnisse und Impulse aus den Sitzungen in Ihrem Alltag, z.T. instruiert in Form von Aufgaben, umsetzen und deren Konsequenzen bewusst erfahren. In regelmäßigen Abständen und immer bei Bedarf setzen wir neu Erfahrenes in Bezug zu ihrem individuellen Modell. Auf diese Weise können wir regelmäßig die Ziele und unsere Maßnahmen überprüfen und ggf. eine Richtungsänderung vornehmen.

 

III. Abschlussphase

 

Eine Therapie findet immer einen Abschluss und ist nicht auf Dauer ausgelegt. Gegen Ende der Therapie finden die Stunden in größeren Abständen statt, um eine schrittweise Ablösung zu initiieren. Auch erfolgt nun verstärkt der Transfer des Erlernten in den Alltag. Zudem stellen wir gemeinsam Überlegungen an, wie Sie Rückfälle in alte Muster vermeiden oder gegebenenfalls mit diesen umgehen lernen.